Was ist Schmerz?
Ähnlich wie wir mit den Augen unsere Umwelt sehen oder mit den Ohren unsere Mitmenschen hören, so nehmen wir über gewisse Rezeptoren (Nozizeptoren) Schmerzreize auf. Erregte Nozizeptoren leiten Signale über Nerven zum Rückenmark und von dort aus zu unserem Gehirn, wo die bewusste Schmerzwahmeh- mung entsteht
Bereits im Rückenmark existieren erste Filtersysteme, die die Schmerzreize regulieren bzw. anhalten können und diese somit nicht unser Gehirn erreichen. Eine körperliche Schädigung muss also nicht zwangsläufig Schmerzen verursachen. Schmerzen können allerdings auch ohne körperlichen Schaden bestehen.
Das Zusammenspiel verschiedener Systeme unseres Gehirns bestimmt, wie intensiv wir den Schmerz empfinden. So spielen zum Beispiel das Ausmaß des Schadens, aber vor allem auch Erfahrungen von früher und Gefühle (z.B. Angst) eine bedeutende Rolle.
Was ist akuter Schmerz?
Akuter Schmerz ist ein Alarmsignal, mit dem der Körper uns sagen will, dass irgendwo etwas nicht stimmt. So haben wir Schmerzen, wenn wir mit dem Fuß umknicken, wenn wir uns an der Herdplatte verbrennen oder wir uns einen Knochen brechen. In der Regel besitzt unser Körper gute Fähigkeiten zur Selbstheilung und repariert den Schaden innerhalb weniger Tage bzw. Wochen, wenn wir uns in dieser Zeit entsprechend verhalten. Eine Entzündung nach einer akuten Verletzung ist völlig normal und notwendig, um den entstandenen Schaden zu reparieren.
Wie kann Stress zu Schmerzen führen?
Bei einigen Erkrankungen wie Diabetes, Tumoren oder Rheuma bestehen andauernde oder immer wiederkehrende Schmerzen aufgrund einer körperlichen Veränderung. Lang anhaltende Schmerzen, bei denen kein körperlicher Schaden erkennbar ist, entstehen vor allem durch Stress (körperlich, psychisch und sozial). Dieser andauernde Druck kann die Empfindlichkeit unserer Nerven verändern, wodurch es in Folge zu weiteren Schmerzen kommen kann. Ein Teufelskreis aus Anspannung, Schmerz, vermindertem Bewegungsverhalten und Erschöpfung entsteht.
Der Schmerz hat dann seine eigentliche Funktion als Warnsignal verloren und ist zur eigenständigen Erkrankung geworden, obwohl die einst bestehende körperliche Schädigung evtl, längst geheilt ist. Selbst leichte Berührungen können dann Schmerzen verursachen, sobald unser schmerzverarbeitendes System (Alarmanlage) darauf sensibilisiert ist.
Mögliche Ursachen flir stressbedingte Schmerzen:
- Mehfachbelastung (Kinder, Beruf, Pflege, Haushalt)
- Konflikte in Ehe, Famile und Beruf
- Längere Phasen von Trauer
- Ständige Über- oder Unterforderung im Beruf
Was ist chronischer Schmerz?
Etwa 10% aller Menschen leiden unter chronischen Schmerzen. Am häufigsten treten diese als Kopf- oder Rückenschmerzen auf. Man spricht von chronischem Schmerz, wenn dieser über einen Zeitraum von mindestens 3-6 Monaten immer wiederkehrend auftritt oder als Dauerschmerz vorhanden ist und somit ein Teil unseres Lebens wird. Das Fehlen einer körperlichen Schädigung ist für die Betroffenen oft sehr belastend: ("Ich bilde mir meine Schmerzen doch nicht ein").
Seelische und soziale Faktoren spielen bei der Aufrechterhaltung bzw. während dem Entstehungsprozess von chronischen Schmerzen neben körperlichen Beeinträchtigungen eine wesentliche Rolle. So wird unser Schmerzempfinden durch frühere Schmerzerfahrungen oder negative Lebensereignisse sowie Überzeugungen und Einstellungen beeinflusst. Auch die Reaktion unseres Umfeldes (Partner, Kollegen) auf das Schmelzverhalten kann sich negativ auswirken.
Risikofaktoren für eine Chronifizierung:
- Negative Gefühle wie Angst, Trauer oder Ärger
- Negative Stresserfahrungen
- Probleme und Unzufriedenheit am Arbeitsplatz
- Vermeiden von Aktivität oder extremes Durchhalten
- Gedanken/Überzeugungen wie "Diese Schmerzen machen mich noch verrrückt", "Was ich auch tue, ich kann doch nichts ändern"
Warum sind Schonung und Vermeiden nicht gut?
Bei akuten Schmerzen kann körperliche Schonung hilfreich sein, während es bei chronischen Schmerzen mehr schadet als nutzt. Eine andauernde Schonung führt zu Muskelverspannungen, Durchblutungsstörungen und einem Abbau der Muskelkraft, was die Schmerzen langfristig verstärken kann. Auch das Vermeiden von sozialen Aktivitäten kann Schmerzen fördern, da sowohl Freude als auch Ablenkung fehlen.
Wie wird behandelt?
Akute Schmerzen sind durch medizinische Maßnahmen (z.B. Medikamente, Physiotherapie) und frühzeitige Aufklärung sowie richtiges Verhalten gut therapierbar.
Um eine Chronifizierung zu vermeiden, sollten rechtzeitig Risikofaktoren erkannt und in die Behandlung miteingebunden werden. Die Behandlung chronischer Schmerzen gestaltet sich gemäß der vielen Ursachen und Einflussfaktoren (körperliche Beeinträchtigung - Psyche - soziale Faktoren) als komplex und bedarf meist der Zusammenarbeit von verschiedenen Disziplinen (Ärzte, Physiotherapeuten, Psychologen) - Multimodales Konzept
Worauf kommt es an?
Entscheidend für den Erfolg der Therapie ist das Engagement des Betroffenen, Verantwortung für seine Gesundheit zu übernehmen und der Wille nach Veränderung. Nur wer das Wissen über Schmerz und dessen Einflüsse besitzt, ist im Stande, aktiv am Therapieerfolg zu arbeiten.
Ziel einer jeden Schmerzbehandlung ist eine aktive Teilnahme am täglichen Leben: mehr Lebensqualität durch aktive Bewegungen bei chronischen Schmerzen.
Was können wir in der Physiotherapie für Sie tun?
Menschen mit akuten und chronischen Schmerzen profitieren in hohem Maße von Physiotherapie. Ein wichtiger Bestandteil des physiotherapeutischen Schmerzmanagements ist die Beratung und Information der Patienten über Zusammenhänge von Schmerz, Bewegungsverhalten und emotionalem Befinden.
Bewegung tut gut, vor allem bei anhaltenden Schmerzen, da negative Folgen wie Muskelabbau oder Verspannungen vermieden werden können.
Passive Maßnahmen wie Manuelle Therapie oder Kiefergelenkstherapie (CMD) sorgen für Schmerzlinderung in den betroffenen Gelenken.
Passive Maßnahmen wie Massage oder Elektrotherapie sind bei chronischen Schmerzen weniger effektiv und sollten ebenso wie einseitiges Krafttraining gemieden werden - Wichtig ist es das Vertrauen in den eigenen Körper zurückzugewinnen! Dabei können wir Sie durch gezielte Physiotherapie unterstützen.
Im Rahmen der physiotherapeutischen Arbeit werden nach ausführlichem Gespräch und Untersuchung individuelle Ziele vereinbart, an denen der Patient aktiv im Alltag arbeitet und in einem Coachingprozess vom Therapeuten geführt wird.
Außerdem werden körperliche Einschränkungen berücksichtigt bzw. behandelt, wobei der Fokus auf AKTIVITÄT und SELBSTWIRKSAMKEIT liegt.
Unser Ansprechpartner für Sie:
Mario Emmert
Manualtherapeut und Schmerztherapeut (Deutsche Schmerzgesellschaft)
Nachsorge in Folge einer multimodalen Therapie:
Waren Sie bereits in stationärer oder ambulanter Therapie, behandeln wir Sie angemessen und unter schmerztherapeutischen Gesichtspunkten gerne bei uns im Therapiehaus weiter.
Die spezielle Schmerzphysiotherapie kann im Rahmen einer Heilmittelverordnung über Manuelle Therapie oder Krankengymnastik durchgeführt werden.
Außerdem bieten wir mit unserem Kursprogramm diverse Möglichkeiten, um Entspannungsfähigkeit zu fördern oder Muskel- bzw. Ausdauertraining zu absolvieren:
- Pilates
- Rückenfit
- Feldenkrais
- Qi Gong
- Yoga
- Unser Total Gym® Gerät bietet die Möglichkeit unter Zuhilfenahme des eigenen Körpergewichtes und der Schwerkraft unter Anleitung eines Therapeuten zu trainieren.